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Zelten bei Gewitter: Gefahren und Maßnahmen kennen

Blitzeinschläge fordern jedes Jahr Tote und Verletzte. Beim Zelten bei Gewitter können neben einem direkten Blitzschlag auch ein Blitzüberschlag, die Berührungsspannung und die Schrittspannung lebensgefährlich sein. Noch wahrscheinlicher sind Schäden und Verletzungen durch Starkregen, Hagel oder Sturm. Wer zeltet, ist den Elementen ausgeliefert. Egal, aus welchem Material ein Zelt gefertigt ist, es bietet weder Schutz vor einem Blitzeinschlag, noch vor den Naturgewalten. Zelten bei Gewitter ist immer gefährlich, doch das richtige Verhalten kann im Ernstfall Leben retten.

Das sind die größten Gefahren beim Zelten bei Gewitter

Ein sommerliches Wärmegewitter ist ein faszinierendes Naturschauspiel, sofern man es beobachtet und nicht mittendrin steckt. Wenn der Wetterbericht Gewitter ankündigt, sollte der Campingausflug definitiv verschoben werden. Wer aber beim Zelten oder Wildcampen von einem Gewitter überrascht wird, sollte sich der folgenden Gefahren bewusst sein:

Trifft ein Blitzschlag einen Menschen direkt, kann das tödlich enden, muss es aber nicht. Bei einem Herzstillstand können rund 80 % der Betroffenen reanimiert werden, vorausgesetzt es wird schnell gehandelt. Manchmal treten erst mehrere Tage nach einem Blitzeinschlag innere Verbrennungen, Herzrhythmusstörungen und neurologische Ausfälle auf.

Trifft ein Blitz auf metallische Gegenstände, kann der Strom durch Berührungsspannung auf den Menschen weitergeleitet werden. Zudem können Gegenstände in Brand geraten oder explodieren.

Schlägt ein Blitz in einem Radius von 3 m neben einem Menschen ein, kann der Strom durch einen Blitzüberschlag auf den Menschen überspringen.

Die Schrittspannung beschreibt einen Effekt, bei dem Strom durch einen Fuß eintritt und durch den anderen Fuß wieder austritt. Das kann passieren, weil sich der Strom nach einem Blitzeinschlag in der Erde in alle Richtungen ausbreitet. Bis zu 200 m Entfernung von einem Blitzeinschlag kann es beim Gehen oder bei einer weiten Schrittstellung zu einem elektrischen Schlag kommen.

Beim Zelten bei Gewitter sind Blitzeinschläge nicht die größte Gefahr. Starker Regen, Hagel und Sturm richten häufiger Schaden an. Deshalb ist auch im Sommer Regenschutz mit hoher Wassersäule wichtig, aufgrund des Temperatursturzes am besten im Zwiebelprinzip. In den Bergen erhöhen Gewitter zudem die Gefahr von Steinschlag und Lawinen.

Das ist zu tun, wenn beim Zelten ein Gewitter aufzieht

Bei einem Unwetter ist das Wichtigste, ruhig zu bleiben, um einen klaren Kopf zu bewahren. Ein Zelt schützt nicht vor einem Blitzschlag. Aber ein gut gewählter Standort und das eigene Verhalten verringern die Gefahren von Unwetterschäden und Blitzeinschlägen.

Zieht nachts überraschend ein Gewitter auf, dann im Zelt ankleiden und das Wichtigste einpacken. Das erleichtert es im Notfall schnell einen sicheren Platz zu suchen.

Standort mit geringstem Risiko: Möglichst sicher zelten bei Gewitter

Die erste Wahl ist ein Gebäude mit Blitzschutzsystem. Beim Zelten bei Gewitter auf einem Campingplatz das Sanitärgebäude aufsuchen, um das Ende des Gewitters sicher abzuwarten.

Ein Auto mit metallener Karosserie ist eine Art Schutzschirm. Es leitet als faradayscher Käfig einen Blitz von den Insassen weg. Eine Glasfaser-Karosserie ohne Metallgerüst bietet allerdings keinen Schutz, ebenso wenig wie Wohnwagen oder Aufsatzkabinen ohne Metallkonstruktion.

Wer beim Campen von einem Gewitter überrascht wird, und keine Ausweichmöglichkeit hat, sollte einen möglichst sicheren Standort für das Zelt auswählen:

  • Nicht auf Anhöhen, wie Hügeln oder Gipfeln.
  • Nicht in Steinschlag gefährdeten Stellen im Gebirge, oder dort wo Erdrutsche möglich sind.
  • Nicht als höchster Punkt auf weitläufiger, ebener Fläche.
  • Nicht in der Nähe eines Waldrandes oder einzelnen Bäumen.
  • Nicht auf Flächen, die überschwemmt werden können, wie Mulden, trockene Bachläufe oder am Rand von Flüssen.
  • Nicht zu nahe an anderen Gewässern, die das direkte Umfeld überfluten könnten.

Suche nach:

  • Ebenen Flächen, die tiefer gelegen sind.
  • Einem Platz, auf dem kein Wasser zusammenläuft und sich keines sammeln kann. Bei Starkregen kann das Zelt innerhalb von Minuten plötzlich mitten in einem gerade entstehenden See stehen oder von einem Sturzbach fortgespült werden.

Zelten bei Gewitter: Verhalten im Wald

Blitze suchen sich den kürzesten Weg und schlagen bevorzugt dort ein, wo sie Erhöhungen finden. Deshalb ist der Spruch „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“ nicht nur falsch, sondern bei Gewitter auch noch gefährlich. Beim Zelten bei Gewitter mindestens zehn Meter Abstand zum nächsten Baum sowie zu den Ästen halten, da diese bei Sturm brechen und herumwirbeln könnten. Flach wurzelnde Bäume könnten umstürzen, deshalb mindestens so viele Meter weit entfernt bleiben, wie der Baum hochgewachsen ist.

Schutzhütten und Überdachungen bei Gewitter aufsuchen

Eine Hütte kann im Inneren und unter einem Vordach einen Schutzraum bieten. Außerhalb der Hütte besteht kein gesonderter Schutz. Wichtig ist, dass Bäume und deren Äste mindestens 3 m Abstand zur Hütte haben. Schlägt der Blitz in einen nahestehenden Baum einer Hütte mit einem Blitzschutzsystem, kann ein Blitzüberschlag den Blitzfang umgehen. Deshalb keinesfalls Metallteile in der Hütte berühren.

Metallene Überdachungen und Konstruktionen können ähnlich wie ein Auto den Blitz ableiten. Hierbei möglichst 3 m Abstand zu den Metallteilen halten, welche die Blitze ableiten. Holz und Ziegel sind dagegen für einen Blitz kein Hindernis.

In Steinhütten mittig im Raum hinhocken und die Füße eng zusammenstellen. Dabei den größtmöglichen Abstand zu allen Wänden halten.

Holzhütten oder Scheunen können unter anderem aufgrund der Brandgefahr bei einem Blitzeinschlag gefährlich werden. Deshalb besser im Freien aufhalten.

Das Gewitter im Zelt verbringen: Tipps für mehr Sicherheit

Den Platz für das Zelt bestenfalls immer mit dem Gedanken an ein mögliches Gewitter positionieren, egal welches Wetter beim Aufbau vorherrscht. Bei einem plötzlichen Wetterumschwung das Zelt abzubauen und an einer geschützten Stelle wieder aufzubauen wird schwierig.

Damit der Wind möglichst wenig Angriffsfläche bekommt, das Zelt mit der kleinsten Fläche zum Wind ausrichten und für einen möglichen Sturm gut abspannen.

Während des Gewitters im Zelt in die Hocke gehen und die Füße eng zusammenstellen. Im Liegen oder mit weit auseinander positionierten Füßen kann bei einem Blitzeinschlag in der Nähe Strom durch den Körper fließen. Das ist auch möglich, wenn sich zwei Personen berühren. Deshalb sollten Personen bei Gewitter möglichst 3 m Abstand voneinander halten. Wenn beim Zelten bei Gewitter der Platz im Zelt nicht ausreicht, um diesen Abstand einzuhalten, dann außerhalb des Zelts im Gelände mit geschlossenen Füßen hockend ausharren.

Masten aus Metall und Freileitungen bieten Schutz vor Blitzen

Funkmasten oder Wegweiser aus Metall sind ab einer Höhe von 3 m eine Art Blitzfang und können einen Blitz gezielt ableiten. In einem Bereich zwischen 1 m Abstand vom Mast bis die Höhe des Mastes abzüglich 2,5 m kann ein Metallmast Schutz vor einem direkten Blitzeinschlag bieten. Auch Freileitungen mit Metallmasten können ebenfalls Blitze ableiten, das gilt allerdings nicht für Holzmasten.

Entfernung des Gewitters bestimmen – Entwarnung nach 30 Minuten

Die Entfernung eines Gewitters lässt sich relativ einfach bestimmen. Hierfür die Sekunden zwischen dem Blitz und dem darauffolgenden Donner zählen und durch 3 teilen. Das Ergebnis ist die Entfernung in Kilometern. Bei Wahrnehmung eines Donners ist das Gewitter wahrscheinlich bereits weniger als 10 km entfernt. Bei nur 3 Sekunden zwischen Blitz und Donner war der Blitzeinschlag etwa einen Kilometer entfernt. Je nachdem wie der Wind weht, kann beim Zelten ein Gewitter sehr schnell hereinbrechen. Das erste Donnergrollen ist deshalb bereits die Aufforderung, sich in sichere Bereiche zu begeben. Nach etwa 30 Minuten ohne Donner ist das Gewitter wahrscheinlich vorüber.



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